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Zahlreiche magische Momente waren ins Land gegangen. Zum Beispiel die Zeit der Annäherung, als die Musiker sich schon kannten, aber noch abwarteten, was daraus werden könnte. Im Jahr 2010 gab es immer wieder Konzerte, wo sich Pippo Pollina, Werner Schmidbauer und Martin Kälberer begegneten, jeder für sich konzertierte, zuweilen auch zusammen, weil gerade letztere sich schon lange kannten. Aber das erste echte Projekt startete erst im Jahr darauf, als sie sich zum Trio erklärten und auf Tournee gingen. Es folgten locker 100 gemeinsame Konzerte, das Album „Süden“ (2012) und eine Beschleunigung der Popularität, die keiner der Beteiligten erwartet hätte. Das Ding ging durch die Decke, und bevor Abnutzungserscheinungen eintreten konnten, beschlossen die drei zehn Monate später, es wieder ruhen zu lassen.
Als Höhepunkt buchten sie im August 2013 zum „Grande Finale“ die Arena von Verona für ein Abschluss-Konzert und mussten feststellen, dass ihnen die Menschen auch dorthin begeistert folgten. „Wir drei empfinden es als großes Glück, dass unser Projekt so nachhaltig ist und selbst über die vergangenen Jahre hinweg, wo wir nichts gemacht haben, ein reger Austausch stattfand,“ meint Martin Kälberer im Rückblick über die letzten Jahre. „Die Menschen haben uns weiter begleitet, nachgefragt, über die Facebook-Seite zum Beispiel, die viel frequentiert wurde. Dazu hatte auch das Konzert in der Arena von Verona beigetragen, wohin die Leute mit extra Reisebussen von hier aufgebrochen sind. Am Ende waren fast 10.000 Zuhörer dort, ein magischer Moment.“
Pippo Pollina, Werner Schmidbauer und Martin Kälberer gingen ihre Wege. Der eine hatte als Cantautore aus Palermo schon in den Achtzigern auf sich aufmerksam gemacht, war in den Neunzigern über die Kooperation mit Konstantin Wecker in Deutschland bekannt geworden und hat seitdem ein treues Publikum in beiden Ländern und darüber hinaus, dem er seine poetischen, oft auch kritischen und politischen Lieder präsentiert. Der andere hat als Münchner Gewächs mit eigenen Bands Spuren in der heimischen Folk- und Singer-Songwriter Musik hinterlassen, sich aber auch als als Moderator und Gastgeber verschiedener sehr populärer (auch selbst kreierter) Talk- und Musikformate im bayerischer Fernsehen über die bayerischen Mediengrenzen hinaus einen Namen gemacht.
Der dritte ist mit Solo-Projekten wie „Baltasound“ als Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent ebenfalls so ausgebucht, dass die Leerstellen im Kalender zum Teil wie Schätze gehortet werden.
Die Wege führten allerdings nicht voreinander weg, sondern nebeneinander her. Eine Zeitlang machten die drei so weiter, mindestens einmal im Jahr trafen sie sich regelmäßig in Sizilien, um Silvester in der Wärme und unter freiem Himmel gemeinsam zu feiern. Und so navigierten Pollina, Schmidbauer und Kälberer wieder aufeinander zu: „Irgendwann haben wir uns dann gedacht, wir könnten es ja ausprobieren, ob diese spezielle Chemie von uns dreien noch vorhanden ist und die Leute es auch noch hören wollen. Deswegen haben wir im Sommer 2018 eine kleine ‚Ritorniamo - Da samma wieder‘ Tournee organisiert. Schon im Vorfeld wurde uns klar, dass das Thema bei uns noch lange nicht durch ist. Daraus ist dann die Lust entstanden, neue Lieder zu schreiben, nicht mehr nur alte zu spielen. Sie sind Stück für Stück gewachsen. Im letzten September hatten wir dann acht Wochen intensive Komponier- und Aufnahme-Phase und für mein Gefühl haben wir es geschafft, eine neue und sehr aktuelle Stellungnahme zu unserer Arbeit, unseren Ideen abzugeben“.
Das Resultat heißt „Süden II“. Es ist kein Aufguss des Erfolgskonzepts, sondern ein Neustart aus dem Geiste der Gemeinsamkeit. Durchaus reifer sind die Stücke geworden, so man das bei drei erfahrenen Künstlern überhaupt sagen kann. Die Arrangements sind subtil, wirken transparent, feingliedrig, stellenweise sehr privat, dann wieder mit Streicherwucht und einer Prise Pop versetzt. Es ist eine spezielle Mischung. Pippo Pollina ist ein moderner italienischer Cantautore mit einer Vorliebe für diese Art Pathos, wie man sie auch aus dem französischen Chanson kennt. Werner Schmidbauer vereint die anspruchsvolle bayerische Liedermacherei mit der Tradition des amerikanischen Folk, und Martin Kälberer schließlich ist ein Multiinstrumentalist, der in vielen verschiedenen musikalischen Welten zu Hause ist. "Wir gehen uns dabei nicht im Weg um, sondern bereichern uns gegenseitig und das ist etwas Besonderes. Es ist auch unser Anspruch, dass wir uns lokal und künstlerisch nicht begrenzen, sondern das zusammenbringen wollen, von dem wir meinen, dass es sich nicht ausschließt.“ so Martin Kälberer.
„Die Menschen verbinden sehr viel mit dem Süden,“ erzählt Martin Kälberer weiter. „Da schwingt oft eine kleine Urlaubssehnsucht mit, die wir gerne aufnehmen. Der Süden ist ja ein Sehnsuchtsort, der noch nicht einmal genau benannt werden muss. Es ist etwas Inneres, manchmal auch ein Gefühl. Aber wir wollen uns nicht auf diesen Aspekt beschränken, sondern ebenso einblenden, was auch dazu gehört. Die Lieder sind persönliche Bestands- und Momentaufnahmen von uns dreien, Texte über Liebe, Beziehungen, Abschiede, Aufbrüche, Weltanschauungen. Werner schreibt gerne eher konkret und oft autobiographisch, bei Pippo sind die Texte oft poetischer, sodass die Inhalte nicht immer gleich zugänglich sind. Aber auch er kann direkt sein. Ein Lied wie ‚Le Citta dei Bianchi‘ erzählt von einem kleinen Jungen, der mit seinem Vater mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft nach Norden unterwegs ist und sich vorstellt, wie die dort alle leben. Solche Themen gehören auch dazu.“
Eine neue Reise also. Sie nahm ihren Anfang bei ein paar Konzerten, führte in Kälberers Studio und in ein Studio in Traunstein, brachte drei alte Freunde und Gäste wie die Cellistin Stefania Verita, den Trompeter Reinhard Greiner, den Gitarristen Jean-Pierre von Dach, die Bassisten Alex Klier und Sven Faller oder auch den Schlagzeuger Walter Keiser zusammen, um 15 neue Lieder festzuhalten. Es sind Miniaturen des Wohlgefühls, einer Sehnsucht nach Offenheit, Lebenslust und einem Ort, an dem der Mensch ein bisschen glücklich sein darf. Utopie ist ein großes Wort, aber ein Hauch davon steckt in „Süden II“. Schmidbauer, Kälberer, Pollina werden sich damit im Frühjahr 2019 wieder auf den Weg machen. Richtung Süden!